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Heinrich Lübke

Kurzbiografie, Daten, Bild

Bundespräsident Heinrich Lübke Heinrich Lübke wurde am 14.10.1894 in Enkhausen geboren und verstarb am 06.04.1972 in Bonn. Er wurde 1959 zum Bundespräsidenten gewählt und bekleidete dieses Amt 10 Jahre lang.

Heinrich Lübke legte im Jahr 1913 die Abiturprüfung ab und nahm anschließend ein Studium der Geodäsie sowie des Landwirtschaft auf. Mit Ausbruch des ersten Weltkriegs unterbrach er dieses Studium und leistete als Kriegsfreiwilliger Militärdienst. Bei Kriegsende bekleidete er den Rang eines Leutnants der Reserve. Anschließend nahm er sein unterbrochenes Studium wieder auf, das er 1921 als Vermessungsingenieur abschloß. Im gleichen Jahr begann er ein Studium der Volkswirtschaftlehre und war parallel beruflich in einem Landwirtschaftsverband tätig. Im Jahr 1926 wurde Heinrich Lübke Präsident der Deutschen Bauernschaft.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Heinrich Lübke im Jahr 1933 zur Aufgabe sämtlicher Ämter und beruflicher Positionen gedrängt. Im Jahr 1934 sah er sich mit einem durch das NS-Regime eingeleiteten Ermittlungsverfahren wegen Korruptionsverdachts konfrontiert. Dieses Verfahren wurde später eingestellt, nachdem er 20 Monate in Untersuchungshaft verbracht hatte.

Während seiner späteren Amtszeit als Bundespräsident wurden seitens der DDR Vorwürfe erhoben, Heinrich Lübke habe an „verantwortlicher Stelle“ sei Bau von Konzentrationslagern mitgewirkt und dabei auch Zwangsarbeiter eingesetzt. Im Jahr 1992 erklärten zwei ehemalige Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit, die „Akte Lübke mit großer Sorgalt gefälscht“ zu haben. Allerdings basieren die Vorwürfe nach heutiger Kenntnis durchaus auf einem wahren Kern. Belegt ist, dass Lübke als Vermessungsingenieur für ein Architekturbüro tätig war, das Albert Speer unterstand. Dabei fungierte er auch als Bauleiter beim Bau des militärischen Versuchskomplexes Peenemünde. In dieser Funktion oblag ihm auch die Beaufsichtigung der Bauarbeiten, bei denen auch Insassen von Konzentrationslagern als Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Viele dieser Zwangsarbeiter verloren dabei Leben. Die Echtheit angeblich von Lübke abgezeichneter Baupläne für Konzentrationslager, die im Jahr 1964 von der Stasi veröffentlicht wurden, ist allerdings umstritten, wenngleich ein vom Magazin „Stern“ 1968 veröffentlichtes Gutachten die Echtheit bestätigt.

Die politische Karriere Heinrich Lübkes begann im Jahr 1932, als er für die Zentrumspartei Abgeordneter im Preußischen Landtag war. Kurz nach seiner Wiederwahl im Jahr 1933 wurde der Landtag von den Nationalsozialisten aufgelöst.

Unmittelbar nach dem Ende des zweiten Weltkriegs trat Lübke in die CDU ein. 1946 wurde er Mitglied des von den Alliierten ernannten Landtags von Nordhein-Westfalen. Im Jahr 1947 wurde er in diesem Amt durch freie Wahlen bestätigt und gehörte diesem Landtag an, bis er das Mandat im Jahr 1954 niederlegte. In der Zeit von 1947 bis 1952 gehörte er als Minister für Landwirtschaft und Ernährung der Landesregierung an.

Seine bundespolitische Laufbahn begann, ebenfalls als Minister für Landwirtschaft und Ernährung, im Jahr 1953. Ebenfalls im Jahr 1953 wurde er Abgeordneter des Deutschen Bundestags Dieses Mandat nahm er bis zu seiner Wahl zum Bundespräsidenten im Jahr 1959 wahr.

Während seiner ersten Amtszeit als Bundespräsident hat Heinrich Lübke durchaus politische Akzente gesetzt. Sein hauptsächliches Engagement galt der Entwicklungshilfe, wovon auch die Liste der von ihm im Rahmen eines Staatsbesuchs während dieser Zeit besuchten Länder Zeugnis ablegt. Dazu gehörten beispielsweise Liberia, Niger, Senegal, Äthiopien, Kamerun, Kenia und Togo. Die Reaktionen in den besuchten Ländern belegen, dass Lübke durch sein bescheidenes Auftreten auf diesen Reisen erheblichen Anteil daran hatte, das noch immer durch den Nationalsozialismus geprägte Bild Deutschlands in der Welt zu verändern. In der Hauptstadt des Niger wurde sogar eine Hauptstraße nach ihm benannt. Darüber hinaus kommt Heinrich Lübke zweifelsohne das Verdienst zu, die Idee der Entwicklungshilfe in Deutschland auf die politische Agenda gesetzt zu haben. Innenpolitisch war Lübke ein starker Befürworter einer großen Koalition und stellte sich in dieser Frage auch gegen Ludwig Erhard. Darüber hinaus war Lübke der erste Bundespräsident, der die Ausfertigung eines Gesetzes verweigerte. Im Jahr 1962 verweigerte er die Unterschrift unter das „Gesetz gegen den Betriebs- und Belegschaftshandel“, weil er es für nicht vereinbar mit der grundgesetzlich garantierten Freiheit der Berufswahl hielt.

Überschattet wurde die Amtszeit Lübkes durch einige grobe rhetorische Missgriffe, die ihm insbesondere während seiner zweiten Wahlperiode unterliefen. Zweifelsfrei belegt ist auch hier nicht alles, was behauptet wird. Lübke war während seiner Präsidentschaft bevorzugtes Ziel deutscher Kabarettisten und Satiriker, Dichtung und Wahrheit sind nicht immer auseinander zu halten. Beispielsweise existiert für die ihm zugeschriebene Formulierung „Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Neger“, die er angeblich während eines Staatsbesuchs in Liberia verwendet haben soll, keine seriöse Quelle! Und dies, obwohl ihn eine große Zahl von Journalisten auf diesem Staatsbesuch begleitete. Unstrittig ist allerdings, dass Heinrich Lübke eine große Neigung besaß, von vorgefertigten Redemanuskripten abzuweichen und frei zu sprechen, obwohl seine eher begrenzten rhetorischen Fähigkeiten dies wenig anratenswert erscheinen ließen. Mittlerweile ist bekannt, dass Heinrich Lübke unter schweren Durchblutungsstörungen des Gehirns (Zebralsklerose) litt, die sein insbesondere in den letzten Jahren häufig unkonzentriert und teilweise verwirrt wirkendes Auftreten erklären.

Heinrich Lübke beendete seine Amtszeit als Bundespräsident im Jahr 1969 durch einen bereits im Vorjahr erklärten Amtsverzicht wenige Wochen vor dem regulären Ende seiner Präsidentschaft. Mit dieser Entscheidung, die er auch unter dem Eindruck der öffentlichen Diskussion über seine Rolle im Nationalsozialismus getroffen hatte, ermöglichte er es, seinen Nachfolger vor dem anstehenden Bundestagswahlkampf zu wählen und somit das Amt des Bundespräsidenten weitestgehend aus diesem Wahlkampf herauszuhalten.

Mit seiner Amtszeit endete auch die Zeit seiner öffentlichen Auftritte. Anders als andere Bundespräsidenten nahm er kaum noch öffentliche Termine wahr. Dies war hauptsächlich der fortschreitenden Verschlechterung seines Gesundheitszustands geschuldet. Allerdings führten die anhaltenden Diskussionen über eine mögliche Verstrickung in das NS-Regime auch dazu, dass Vertreter seiner Partei kein Interesse an gemeinsamen öffentlichen Auftritten zeigten.

Anfang des Jahres 1972 wurde bei Heinrich Lübke eine schwere Krebserkrankung diagnostiziert, an deren Folgen er am 6 April 1972 verstarb.


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