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Gustav Heinemann

Kurzbiografie, Daten, Bild

Bundespräsident Gustav Heinemann Gustav Walter Heinemann, am 23. Juli 1899 in Schwelm geboren war das älteste Kind von Otto Heinemann. Über seine Mutter ist wenig bekannt.

1917 absolvierte Heinemann auf einem Realgymnasium das Notabitur. Danach war er - unter anderem als Richtkanonier - im Einsatz im Ersten Weltkrieg, doch eine Herzklappenentzündung zwang ihn diesen bereits nach drei Monaten abzubrechen, sodass er nie an der Front war.

Von 1919 bis 1922 studierte er an verschiedenen Universitäten (Münster, Marburg, München etc.) Rechtswissenschaften und Politische Wissenschaft. Nach Abschluss des ersten und zweiten Staatsexamens war Heinemann zwei Jahre lang als Rechtsanwalt in Essen angestellt. Die Promotion zum Dr. juris. erfolgte 1929. Bis 1949 war er als Justitiar (Leiter der Rechtsabteilung) der Rheinischen Stahlwerke in Essen tätig.

1926 heiratete Gustav Heinemann Hilda Ordemann. Aus dieser Ehe stammen vier Kinder. 1927 erblickte die erste Tochter Uta das Licht der Welt. 1928 wurde die zweite Tochter Christa geboren. 1933 folgte die dritte Tochter Barbara und 1936 der erste Sohn Peter.

Ab 1930 war Heinemann drei Jahre lang Mitglied des CSVD (Christlich-Sozialer Volksdienst, eine protestantische und recht konservative Partei). In dieser Zeit betätigte er sich nicht politisch, sondern interessierte sich mehr für seinen Beruf als Jurist. 1929 kam sein Buch zum Kassenarztrecht heraus. Von 1933 bis 1939 lehrte er an der Universität Köln Berg- und Wirtschaftsrecht, außerdem war er bis 1949 Bergwerksdirektor der Rheinischen Stahlwerke in Essen.

Von 1936 bis 1950 agierte Heinemann als Vorsitzender des Christlichen Vereins Junger Männer (CVJM) in Essen. Nebenbei war er von 1949 bis 1942 Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche im Rheinland und auch bis 1955 gleichzeitig Präses der gesamtdeutschen Synode der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland). In dieser Funktion beteiligte er sich auch an der Begründung des Deutschen Evangelischen Kirchentags.

Heinemann interessierte sich auch für den Journalismus und war ab 1951 (mit anderen) Herausgeber der Zeitschrift "Stimme der Gemeinde", welche als Zentralorgan der Bekennenden Kirche bekannt war.

Viel wichtiger ist jedoch, dass Gustav Heinemann nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu den Mitbegründern der CDU gehörte. Außerdem wurde er von der britischen Besatzungsmacht zum Bürgermeister von Essen ernannt und 1946 für drei Jahre zum Oberbürgermeister gewählt. Von 1947 bis 1950 war er CDU-Landtagsabgeordneter in Nordrhein-Westfalen. 1947/48 fungierte er als Justizminister von Nordrhein-Westfalen.

1949 wurde Heinemann von Bundeskanzler Konrad Adenauer zum Bundesminister des Innern berufen. In seiner Funktion als Minister kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen mit Adenauer, da Heinemann in vielen Punkten nicht mit ihm einer Meinung war. Als erklärter Pazifist und Gegner der Wiederbewaffnung trat Heinemann 1950 vom Amt des Bundesinnenministers zurück, nachdem Adenauer Deutschlands Wiederbewaffnung vorgeschlagen hatte, ohne den übrigen Regierungsmitgliedern etwas von seinem Plan zu erzählen. Dies war für Heinemann indiskutabel. Laut ihm wäre Deutschland im Fall eines weiteren Krieges zu einem "Schlachtfeld zwischen Ost und West" geworden; außerdem hätte ein weiterer Krieg die friedliche Politik blockiert.

Ab 1950 hatte Heinemann also wieder den Posten eines Rechtsanwalts inne und setzte sich für Kriegsdienstverweigerer ein. Nach seinem Austritt aus der CDU (wegen den bereits erwähnten Plänen zur Wiederbewaffnung Deutschlands) gründete er gemeinsam mit einigen anderen die "Notgemeinschaft für den Frieden Europas", aus der später die GVP ("Gesamtdeusche Volkspartei") wurde und die eine neutrale Politik, den Verzicht auf eine Verteidigungsarmee und den Aufbau einer starken Bundespolizei forderte. Da die GVP allerdings nicht besonders gut ankam und bei der Bundestagswahl 1953 nur 1,2 Prozent der Wählerstimmen verbuchen konnte und Heinemann zudem auch sein Bundestagsmandat verlor, wurde sie 1957 aufgelöst.

Heinemann trat - wie auch einige andere ehemalige Mitglieder der GVP - zur SPD über und wurde sehr bald zum Vorstand der SPD-Bundestagsfraktion gewählt. 1955 wurde Heinemann als Präses der EKD abgewählt (dieses Amt hatte er trotz seiner politischen Aktivitäten bis dato immer noch inne gehabt), ihm folgte der Landesbischof Johannes Lilje.

Heinemann, immer noch durch und durch Pazifist, war erklärter Gegner der (von Adenauer geplanten) Atombewaffnung der Bundeswehr und warf Adenauer vor, eine unangebrachte Außenpolitik zu betreiben. In zahlreichen wichtigen Reden, versuchte er die Bürger von der Falschheit solcher Unterfangen zu überzeugen.

1966 wurde Gustav Heinemann zum Bundesjustizminister ernannt und setzte eine große Reform des Strafrechts durch (so gab es ab 1969 keine Zuchthausstrafen mehr, sondern gesetzliche Freiheitsstrafen; außerdem wurden Haftstrafen unter sechs Monaten nur noch sehr selten verhängt). Das Strafrechtsänderungsgesetz aus 1968 besagte, dass Urteile anfechtbar waren und gegen sie Rechtsmittel eingelegt werden konnten. Heinemann setzte sich besonders für die Verlängerung der Verjährungsfrist für Nazi-Verbrechen ein und setzte durch, dass Ehebruch und Homosexualität nicht länger Straftaten waren und außerdem nichteheliche Kinder ehelichen Kindern gleichgestellt wurden. Außerdem war er dafür Kriegsverweigerung aus Gewissensgründen anzuerkennen.

1969 wurde Heinemann nach einer knappen Wahl zum Bundespräsidenten gewählt. Als solcher setzte er sich besonders für eine friedliche Politik ein, war der Bundeswehr jedoch trotzdem freundlich gesinnt und stattete ihr auch öfters Besuch ab.

Zahlreiche Auslandsbesuche nutzte Heinemann für die Versöhnung mit ehemals von Deutschland (unter dem NS-Regime) besetzten Staaten. So besuchte er unter anderem die Niederlande, wobei er gleich zu Beginn des Besuches klar stellte, dass Deutschland sich bewusst sei, welches Leid sie den Niederländern und dem Land angetan hätten. Auslandsbesuche in vielen anderen Staaten, wie Japan, Skandinavien, Venezuela, Kolumbien, Ecuador und Rumänien folgten. Außerdem besuchte Heinemann die Schweiz, Großbritannien, Italien, den Vatikan, Luxemburg und Belgien.

1974 schied Gustav Heinemann aus dem Amt des Bundespräsidenten aus und starb zwei Jahre später in Essen. Einige Schulen und auch eine Kaserne wurden nach ihm genannt, außerdem würdigte man ihn auch nach seinem Tod und hielt ihm seine Verbundenheit mit dem Christentum, sowie seine hohen moralischen Ansprüche zugute.

Bildurheber: Bauer, Georg


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